Büffeln für Ausschreibungen:

So werden Sie zum Streber.

iStockphoto.com/AndreaObzerova

Öffentliche Ausschreibungen sind eine tolle Möglichkeit, die eigenen Auftragsbücher zu füllen. Gerade jetzt, denn aufgrund der immensen Auslastung der Baufirmen warten öffentliche Auftraggeber manchmal sogar vergeblich auf Angebote zu ausgeschriebenen Projekten. Eine tolle Chance also.

Es gibt keine Ausbildung für öffentliche Ausschreibungen

Wenn man sich allerdings zum ersten Mal mit dem Thema öffentliche Vergabe beschäftigt, ist man schnell überfordert. Das Vergaberecht wirkt auf den ersten Blick wie ein undurchdringlicher Dschungel aus Paragraphen, Vorschriften und Gesetzen. Und je nach Leistung, Auftragswert und Bundesland kann das auch noch variieren. Wie soll man sich da zurechtfinden? Glauben Sie mir, diese Frage habe ich mir auch oft gestellt, denn eine Ausbildung zur Ausschreibungs-Kauffrau gibt es leider nicht. An der Uni wird es, wenn überhaupt, auch nur angeschnitten und hat oftmals nichts mit der Praxis zu tun. Woher soll man also das Wissen erhalten?

Wo fange ich an?

Als ich vor nun mehr als 7 Jahren begonnen habe, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen (Ich habe da gerade meine Stelle als Marketingmanagerin bei Vergabe24 begonnen und wenn man etwas verkaufen will, dann sollte man auch wissen, was das ist…), standen noch keine Blogs zu Verfügung, Bücher gab es kaum und die Texte, die man im Internet finden konnte, waren (und sind es leider heute teilweise immer noch) so kompliziert geschrieben, dass ich nichts verstanden habe.

Zuhören ist das A und O

Den dicken Wälzer zum Thema Vergaberecht habe ich schnell beiseitegelegt. Damit kam ich nicht weiter. Und nun? Ich habe das gemacht, was ich immer mache, wenn mir Bücher und Co. nicht weiterhelfen. Ich habe Veranstaltungen zum Thema besucht und sowohl in den Vorträgen als auch Pausen gut zugehört. Interessanterweise waren die Pausengespräche oft ergiebiger als die Vorträge selbst. Warum? Nun, zum einen konnte man in einem sehr kleinen Kreis Fragen stellen und zum anderen drücken sich Personen auf der Bühne oft gestelzter und steifer aus (und werfen mit zahlreichen Fachwörtern um sich) als wenn sie Dir direkt gegenüberstehen. Das war schon mal sehr hilfreich.

Hilfe aus dem Umfeld

Doch nicht nur auf Veranstaltungen kann man Unterstützung erhalten. Auch Familie, Freunde und Bekannte sowie Kollegen können eine gute Wissensquelle sein. Ich habe schnell herausgefunden, wer mir in meinem Umkreis beim Wissensaufbau helfen konnte. Da war zum Beispiel meine Mutter, die bei einer Behörde arbeitet, die mehrmals im Jahr öffentliche Ausschreibungen durchführt. Sie konnte mir schon die eine oder andere Frage beantworten. Oder Kollegen, die etwa aus einer vorhergehenden Firma entsprechendes Wissen mitgebracht haben. Oder ich habe mich nach Vorträgen mit anderen Teilnehmern unterhalten und sie nach ihrer Meinung zum Vortrag gefragt und was sie für sich mitnehmen konnten. Dabei war ich auch immer so ehrlich, Farbe zu bekennen, dass ich noch recht neu in dem Thema bin und Tipps gerne annehme.

6 Tipps to go

Beim Wissensaufbau können unterschiedliche Quellen hilfreich sein:

  1. Suchen Sie in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis nach Menschen, die mit dem Thema zu tun haben! Eventuell haben Sie auch Geschäftspartner oder Kollegen/Mitarbeiter, die schon Erfahrungen sammeln konnten.
  2. Nutzen Sie die Sozialen Medien. Bei XING gibt es zum Beispiel eine Gruppe rund um das Thema Vergaberecht. Hier erfahren Sie nicht nur die aktuellen Entwicklungen im Bereich Ausschreibung und Vergabe, sondern Sie können auch Fragen stellen, die Ihnen durch die Mitglieder gerne beantwortet werden.
  3. Besuchen Sie Veranstaltungen zum Thema oder rufen Sie bei den Anbietern von Ausschreibungsplattformen bzw. den Auftragsberatungsstellen oder IHKs und HWKs an. Viele von ihnen halten Seminare zum Thema bereit. Dort treffen Sie auch auf Wegbegleiter, die Ihnen sicher auch die eine oder andere Wissenslücke schließen können oder Tipps parat haben, wer Ihnen weiterhelfen kann.
  4. Abonnieren Sie Newsletter, um zu erfahren, was es in der Welt der Vergabe Neues gibt.
  5. Nutzen Sie auch den Vergabe24 Blog. Dort habe ich es mir zum Ziel gesetzt, Menschen, denen es ähnlich ergeht wie mir vor 7 Jahren, den Einstieg mit leicht verständlichen Beiträgen, oftmals geschrieben von Fachanwälten, zu erleichtern.
  6. Halten Sie Ihre Erkenntnisse in einem Notizbuch fest. Das ist dann Ihr persönliches Fachbuch und Nachschlagewerk, geschrieben mit Ihren eigenen Worten.