Machen Sie sich verständlich: So lernen Sie als Führungskraft richtig zu kommunizieren

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Ich habe im vergangenen Jahr ein Kommunikationsseminar unter dem Motto „Frauen kommunizieren anders als Männer“ besucht. Und was ich da gehört habe, hat mir die Augen geöffnet.

Eigentlich habe ich geglaubt, dass man mir das Sprechen mit Anfang 30 nicht mehr beibringen müsste. Ich war der Meinung, dass ich ein akzeptables Hochdeutsch zustande bringe. Okay, man hört natürlich schon noch heraus, dass ich ursprünglich aus dem Bundesland komme, wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen. Aber alles in allem bin ich mit meiner Ausdrucksweise bis dahin gut zurechtgekommen, selbst im Schwabenland.

Dann wurde ich Führungskraft. Seit diesem Zeitpunkt habe ich gelernt, dass man als Führungsperson genau darauf achten muss, was Sie sagen und wie Sie es sagen. Die Mitarbeiter hören ganz anders hin, als wenn sie mit Kollegen sprechen. Man könnte auch sagen, beinah jedes Wort von Ihnen wird auf die Goldwaage gelegt. Und nicht nur das. Auch das Wie ist plötzlich im Fokus.

Aus Feedback lernen

Ich führe jährliche Mitarbeitergespräche bei Vergabe24. Dabei ist es mir sehr wichtig, dass mir auch die Mitarbeiter Feedback geben. Was finden sie gut? Was stört sie? Was kann ich verbessern? Nicht nur ihr Verhalten und ihre Leistung stehen daher in unserem Gespräch auf dem Prüfstand. Auch werde ich unter die Lupe genommen. Das ist natürlich nicht leicht und hier und da musste ich schon schlucken. Zum Beispiel sagte mir mal eine Mitarbeiterin, dass sie genau darauf achtet, ob ich ihr am Morgen ein fröhliches „Guten Morgen“ entgegenrufe und sie dabei auch anschaue oder ob ich es nur vor mich hinmurmle und weiter auf den Bildschirm schaue. Daran misst sie, ob ich gut oder schlecht gelaunt bin.

Das hat mich völlig überrascht. Natürlich bin ich nicht immer gleich gut drauf. Wer ist das schon? Aber damit hätte ich das nie in Verbindung gebracht. Ich bin manchmal schon morgens so vertieft in meine Arbeit, dass ich kaum registriere, was um mich herum so abläuft. Hinzufügen muss ich, dass mein Büro äußerst ungeschickt liegt. Wir teilen uns die Büroräume mit 100 Mitarbeitern unseres Gesellschafters. Jeder davon muss an meinem Büro vorbei, wenn er zum Kaffee- und Wasserautomaten will. Sie können vielleicht erahnen, was da morgens los ist. Und natürlich sind viele höflich und grüßen. Das ist toll, aber nach dem 20. „Guten Morgen“ bin ich zugegebenermaßen etwas genervt, wenn ich wieder aus meiner Konzentration gerissen werde.

Dass ich damit aber meine Mitarbeiterin so verunsichere, hatte ich nicht einkalkuliert. Und es hat mir zu denken gegeben. Seit diesem Tag bemühe ich mich sehr darum, immer hochzuschauen, wenn es meine Mitarbeiter sind, die grüßen. Es klappt natürlich immer noch nicht jeden Tag, aber beim letzten Feedbackgespräch wurde dieser Punkt zumindest nicht mehr angesprochen.

Führungssprache leicht gemacht

Zurück zum Punkt „was sage ich?“. Wie schon eingangs erwähnt, legen die Mitarbeiter beinah jedes Wort auf die Goldwaage. Daher ist es wichtig, darauf zu achten, welche Worte ich verwende. Ein Beispiel: Ich neige dazu, Dinge im Konjunktiv und ziemlich weich auszudrücken. Etwa: „Es wäre schön, wenn Du die Arbeit bis morgen erledigen könntest.“ Eigentlich meine ich aber: „Morgen muss die Aufgabe abgeschlossen sein. Ich brauche das Ergebnis für…“.

Woher soll das aber der Mitarbeiter wissen, wenn ich ihm so wachsweiche Anweisungen gebe? Und dann auch noch im Konjunktiv. Da wird ihm doch gar nicht klar, warum die Aufgabe eigentlich so dringend fertig werden müsste. Sinnvoller ist es also zu sagen: „Die Aufgabe muss bis morgen fertig sein. Schaffst Du das?“.

Kommunikation: Frauen vs. Männer

Aus meiner Sicht haben Männer das unglaubliche Talent, sehr deutlich zu sagen, was sie wollen und wie sie es wollen. Frauen neigen eher dazu, ihre Wünsche vorsichtig auszudrücken. Daher sprechen sie viel häufiger im Konjunktiv als Männer. Das ist aber für das Gegenüber, vor allem wenn es ein männlicher Mitarbeiter ist, nicht wirklich verständlich. Und die wenigsten stellen sich die Frage „Was will sie tatsächlich?“. Nein, sie nehmen an, und das völlig zurecht, wenn etwas im Konjunktiv gesprochen ist, dann ist es auch nicht dringend und hat noch etwas Zeit mit der Fertigstellung.

Tipps to go

  1. Achten Sie im nächsten Meeting oder beim nächsten Gespräch mit einem Ihrer Mitarbeiter darauf, wie Sie etwas sagen oder wie Sie Anweisungen geben. Machen Sie sich klar, dass Ihr Gegenüber nicht in Ihren Kopf schauen kann und er hat auch keine Kristallkugel, die ihm sagt, was Sie tatsächlich wollen. Hierfür sind Sie gefragt. Sagen Sie deutlich und nicht im Konjunktiv, was Sie wollen und bis wann etwas fertig sein muss. Ein Beispiel: „Morgen um 10 Uhr habe ich ein wichtiges Meeting mit XY, deswegen benötige ich die Berechnung bis heute 16 Uhr, damit ich sie mir im Vorfeld auch nochmal ansehen kann“.
  2. Lassen Sie sich in Mitarbeitergesprächen selbst Feedback geben und fordern Sie das auch ganz klar ein. Nur so erfahren Sie, wie Sie nach außen wirken. Denn: Die Eigenwahrnehmung stimmt nicht unbedingt mit der Außenwirkung überein.
  3. Besuchen Sie ein Kommunikationsseminar. Glauben Sie mir, das ist keine Zeitverschwendung, sondern unheimlich erhellend. Ich bin der Überzeugung, dass jede Führungskraft dies mindestens einmal getan haben sollte. Gegen eine Auffrischung, wenn das Seminar bereits 5 Jahre her ist, spricht übrigens auch nichts.