YES I AM UND YES I CAN

oder wie ich meine Rolle als weibliche

Führungskraft endlich annehmen konnte

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Als ich bei Vergabe24 in die Position der Geschäftsführerin wechselte, war es mir am Anfang mitunter unangenehm, meine damals neu gewonnene Position zu kommunizieren. Dabei ist der Job als Geschäftsführerin alles andere als ein Ponyhof und ich hatte mir die Position hart erkämpft: Unter 100 Bewerbern konnte ich das Gremium von mir überzeugen. Ich wusste, was ich wollte und auch, was ich kann. Und auch an meiner Leistung lag es nicht: 70 bis 80 Stunden arbeitete ich pro Woche, teilweise noch die Wochenenden hindurch und kaum Urlaub. Und wenn ich doch Urlaub nahm, musste ich selbst auf hoher See (ich denke da an meinen Norwegenurlaub 2018) erreichbar sein und ggf. arbeiten.

Zufälliger und unverdienter Karrieresprung?

Wenn ich in meinem Umfeld (egal ob beruflich oder privat) darauf angesprochen wurde, sagte ich so Sätze wie: „Ach, ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“, oder „Für meine Gesellschafter hatte ich den großen Vorteil, dass ich Vergabe24 schon kannte.“ Warum konnte ich mich nicht darüber freuen oder habe mit Stolz vor mir hergetragen, dass ich einen Karrieresprung mit Anfang 30 hingelegt habe, den der/die eine oder andere nie schaffen wird? Warum habe ich völlig idiotische Erklärungen vorgeschoben und nicht einfach gesagt: „Ja, toll oder? Es war ein anstrengender Bewerbungsprozess, aber ich habe gewonnen.“?

Ich habe gelesen, dass es daran liegt, dass Frauen dazu neigen, ihre Leistungen und Qualitäten abzuwerten. In einem Ratgeber stand als Erklärung: „Liebe Mädchen geben nicht an oder streichen ihre Leistung heraus.“ In dem Satz habe ich mich wiedererkannt. Ich glaubte, man würde mich nicht ernstnehmen oder als Wichtigtuerin abstempeln, wenn ich tatsächlich gesagt hätte: „Ich bin die Chefin.“ Geradeheraus: Ich fühlte mich als Hochstaplerin.

Ich glaube, dass nur die wenigsten Männer das Gefühl kennen und den meisten solche Gedankengänge völlig absurd vorkommen. Doch ich wette, dass die eine oder andere Frau es durchaus nachvollziehen kann oder innerlich nickt, während sie den Beitrag liest.

 

Tipps to go

Wie schafft man es aber, sich von diesen selbsterniedrigenden Ansichten zu befreien? Nun, machen Sie sich zum einen immer wieder klar, was sie bereits geleistet haben, um an diese Position zu gelangen und was Sie auch heute noch leisten. Führen Sie sich immer wieder vor Augen, dass Sie nicht „durch Zufall“ zur Führungskraft aufgestiegen sind. Erkennen Sie, dass niemand von außen Ihre Verdienste kleinredet, sondern dass Sie es selbst sind und hören Sie auf damit. Es ist auch in Ordnung, die Bewunderung innerlich zu genießen. Sie haben es sich verdient!

Mein zweiter Tipp: Suchen Sie den Kontakt zu anderen weiblichen Führungskräften in Ihrer Stadt oder beruflichen Umfeld. Mir hat es sehr geholfen, mich mit anderen Frauen, die als Führungskraft in anderen Unternehmen arbeiten, über dieses Gefühl auszutauschen. Ein Netzwerk kann Sie mental unterstützen. Und das ist in meinen Augen der wertvollste Vorteil, den Sie aus ihren beruflichen Kontakten herausziehen können.